Ehebruch by Marie Louise Fischer

Ehebruch by Marie Louise Fischer

Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-04-20T00:00:00+00:00


* * *

Am Sonntagabend nahmen Elis und Alexander auf dem Kölner Hauptbahnhof zärtlichen Abschied.

Er hätte das Wochenende gerne bis zum Montagmorgen verlängert, aber sie hatte darauf bestanden, jetzt schon nach Hause zu fahren. Das Glück der letzten Tage war für sie überschattet gewesen von einer gewissen Beunruhigung — vielleicht empfand sie es dadurch auch nur um so bewußter. Immer wieder war sie nahe daran gewesen, noch einmal zu Hause anzurufen oder sich mit Helma in Verbindung zu setzen. Sie hatte es sich verboten, weil sie ahnte, daß es nichts Gutes sein konnte, was sie erfahren würde.

Als sie im D-Zug den Rhein hinauffuhr — die vorbeifliegende Landschaft im sich allmählich verdunkelnden Tageslicht kaum wahrnehmend —, gestand sie sich ein, Vogel-Strauß-Politik betrieben zu haben. Aber sie bereute es nicht. Sie hatte längst gelernt, das Glück nichts Selbstverständliches ist, sondern etwas sehr Kostbares und Seltenes. Und es war ihr gelungen, das Glück der vergangenen Tage zu schützen.

Es hatte ihr so viel Kraft gegeben, daß sie überzeugt war, allem, was sie zu Hause erwarten mochte, gewachsen zu sein.

Kurz nach neun hielt das Taxi, das sie am Hauptbahnhof Koblenz genommen hatte, vor ihrer Haustür. Sie entlohnte den Fahrer, nahm ihr Köfferchen und stieg die Treppe hinauf. Als sie aufschloß, hörte sie laute Musik. Die Familie saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher, in dem ein Musical lief.

Elis steckte den Kopf hinein und rief fröhlich: 'Guten Abend, meine Lieben! Da bin ich wieder!'

Da es in der Diele hell, im Zimmer jedoch halbdunkel war, konnte sie nicht erkennen, wie sie reagierten. Einen Gegengruß erhielt sie jedenfalls nicht, was sie nicht weiter beunruhigte, weil sie annahm, sie wären zu sehr von den Geschehnissen auf dem Bildschirm gefesselt.

Elis nahm ihr Köfferchen, stieg die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf und legte es auf einen Stuhl. Sie streifte ihre hellen Wildlederhandschuhe ab und war gerade dabei, ihre Kostümjacke über einen Bügel zu hängen, als Hanns-Heinz hereinstürmte. Er war in Pantoffeln, trug seine Hausjacke, keine Krawatte, und sein Hemd war am Hals offen.

'Wo warst du?' fragte er mit harter Stimme.

Elis gab sich gelassen. 'Aber das weißt du doch!'

'Ich weiß nur, wo du nicht warst … nicht in Paris und nicht mit Helma zusammen!'

Darauf war schwer etwas zu erwidern. Elis biß sich auf die Lippen.

'Also spar dir deine Lügen!' fuhr er sie an. 'Ich war bei Helma, habe mit ihr gesprochen … wer ist der Kerl?'

'Bitte, Hanns-Heinz — laß uns in Ruhe über alles reden …'

'In Ruhe?' brüllte er. 'Ich erfahre, daß meine Frau mich belügt und betrügt, und ich soll dabei ruhig bleiben?'

'Es nützt ja nichts, wenn du dich aufregst', gab sie zu bedenken.

'Wer ist der Kerl? Ich will sofort seinen Namen wissen … seine Adresse …'

'Wozu? Willst du ihn zum Duell fordern? Die Zeiten sind vorbei.'

Sie wirkte herausfordernd hübsch, wie sie da vor ihm stand, sehr jugendlich angezogen; ihre dunklen Augen strahlten in einem geheimnisvollen Glanz, und nichts weniger als Reue oder Bedauern war in ihrer Miene zu lesen.

Ehe er selber wußte, was er tat, hatte er schon ausgeholt und in dieses gelassene Gesicht geschlagen.



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